Logo Datenfabrik NRW schmal, Slogan Künstliche Intelligenz in der Produktion von Morgen

Claas

„Ein Schlüssel ist, die Projekte für alle Mitarbeitenden transparent zu machen.“

Im Gespräch mit Stefan Schulte und Simon Krieter, CLAAS Selbstfahrende Erntemaschinen GmbH

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Interview

Stefan Schulte und Simon Krieter, CLAAS Selbstfahrende Erntemaschinen GmbH

Was es bedeutet, ein großes Bauprojekt mitten in der Produktion umzusetzen, weiß der Landmaschinenhersteller CLAAS nur zu gut. Das Unternehmen investierte 44 Millionen Euro und errichtete im Herzen seiner Mähdrescherproduktion eine 15.000 Quadratmeter große neue Halle. Mit dem Projekt „Synpro“ hat CLAAS die Voraussetzungen für eine Mähdrescher-Produktion der Zukunft geschaffen (siehe Video). Im Rahmen der Datenfabrik.NRW sollen nun digitale Lösungen erarbeitet werden, um die Effizienz der Fabrik weiter zu steigern und die Qualität der Produkte weiter zu optimieren. Im Interview erzählen Stefan Schulte, Geschäftsleitung CLAAS Selbstfahrende Erntemaschinen GmbH, und Simon Krieter, Leiter Werkstrukturprojekte, welche Use Cases mit der Datenfabrik.NRW umgesetzt werden und welche Herausforderungen das mit sich bringt.

Stefan Schulte

© CLAAS Selbstfahrende Erntemaschinen GmbH, Stefan Schulte

Stefan Schulte: Das Projekt kommt für uns genau zur richtigen Zeit. Es schließt einfach hervorragend an unsere Werksmodernisierung an, die wir mit dem Projekt „Synpro“ vorangetrieben haben. Hiermit haben wir in der Produktion einen großen Entwicklungssprung gemacht. Aber wie in jedem anderen Unternehmen auch, gibt es bei uns Bereiche, bei denen wir den Stand Industrie 1.0 haben. Da müssen wir noch unsere Hausaufgaben machen und Voraussetzungen für eine Digitalisierung schaffen. Darum decken die Projekte, die wir mit der Datenfabrik.NRW umsetzen auch die komplette Bandbreite ab – von der Datenanbindung einzelner Maschinen über die Durchgängigkeit von Daten bis hin zu Use Cases, bei denen künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt.
Stefan Schulte: Grundsätzlich arbeiten wir in den drei Themenfeldern: Fabrikplanung / Industrialisierung, Fertigung und Logistik. Das sind die Kernfelder. Die werden natürlich eingerahmt von den Themen Strategie, IT, Organisation. Wir haben zwar den Fokus auf der Produktion, aber die Datenfabrik.NRW berührt alle Abteilungen des Unternehmens.
Simon Krieter: Bis zum Abschluss des Forschungsprojekts werden es rund 60 Use Cases in den drei Themenfeldern sein.

Simon Krieter: Wir arbeiten zum Beispiel an einer Pumpenüberwachung in unseren Anlagen. Ziel ist es, vorauszusehen, wann diese Pumpen ausfallen könnten, um Stillstandzeiten zu reduzieren. Dazu schreiben wir die Zustandsdaten unserer Pumpen mit und werten sie aus. Aber natürlich müssen zuvor erst grundlegende Fragen geklärt werden: Welche Messwerte werden gemessen? Wie werte ich diese aus? Und wie definiere ich den Normalzustand einer Pumpe und erkenne dann, wann sie ausfällt?

Stefan Schulte: Ein weiteres Beispiel kommt aus der Logistik. Logistikfirmen fragen sich in der Regel, welche Firmen sie in welcher Reihenfolge und mit welcher Losgröße anfahren, um ihre Lkw auslasten zu können. CLAAS fragt: Wie bestelle ich optimal, damit der Lkw möglichst voll ist und wir gleichzeitig im Wareneingang eine möglichst gleichmäßige Auslastung hinbekommen? Das spart Kosten. Und gerade in der Logistik haben wir eine Menge Daten zur Verfügung. Mit Hilfe von KI können wir zig Transporte und Lieferungen, die wir jedes Jahr bekommen, sehr gut und genau analysieren.

Stefan Schulte: Absolut. Das ist die größte Herausforderung. Am Anfang hat uns auch jeder für verrückt erklärt (er lacht). Aber es stimmt ja auch: Wir sind wirklich am Limit gefahren. Das Projekt „Synpro“ lief und war natürlich ein großer Kraftakt. Nicht zu vergessen, die Probleme mit Lieferengpässen und Corona-Auswirkungen, mit denen alle Unternehmen zu kämpfen haben. Und dann kamen da noch weitere Projekte hinzu, die auch im Produktionsalltag entwickelt und umgesetzt wurden.

Stefan Schulte: Wir haben einfach hervorragende Mitarbeiter. Im Team „Datenfabrik.NRW“, das für die drei Säulen zuständig ist, sind absolute Fachexperten, die aus der Belegschaft kommen – sie haben also keinerlei Akzeptanzprobleme. Das ist sehr wichtig, denn die Mitarbeitenden müssen bei diesen Veränderungen ja „mitgenommen“ werden.

Simon Krieter: Der Schlüssel ist, dass wir versuchen, die Projekte für alle Mitarbeiter, die es nachher betrifft, transparent zu machen – also in einer ganz frühen Phase, in der wir noch kein Konzept aufgeschrieben und auch noch nichts programmiert haben. In dieser Phase arbeiten wir mit einem Prototyp, den wir in der Fertigung testen. So sehen wir schnell, wie das Gesamtergebnis aussehen soll und können gezielt darauf hinarbeiten.

Simon Krieter: Nach den 4 Jahren Projektlaufzeit wollen wir viele der Use Cases zur Umsetzung gebracht haben und diese im Alltag etabliert haben. So bekommt die Digitalisierung für uns in der Produktion ein Gesicht und es können weitere Ideen entstehen.

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